An Adobe Lightroom führt meiner Meinung für Fotografen kein Weg vorbei. Zwar bieten andere Entwickler mit Capture One oder DxO Photolab solide Alternativen mit flotter Performance, wirkliche Konkurrenz ist das für den Marktführer aber nicht. Dazu kommt, dass die gähnende Trägheit Lightrooms oftmals einen anderen Hintergrund und nicht einer schlechten Programmierung geschuldet ist. Bevor wir uns also ins Tal der Tränen bewegen und sogar einen Wechsel der Bildbearbeitungssoftware erwägen, sollten wir erst einmal unter die Haube der Software schauen.
Nachdem ich in den letzten Monaten eine Korrelation zwischen Puls, Blutdruck und Lightroom-Performance feststellen konnte, war es an der Zeit, Recherche zu betreiben, um die Geschwindigkeitsprobleme endlich in den Griff zu bekommen. Dabei bin ich auf zahlreiche sogenannte "Tipps & Tricks" gestoßen, die mal mehr und mal weniger taugen. Damit dir diese Odysee erspart bleibt, habe ich die effektivsten Kniffe im Artikel zusammengefasst. Gibt ja vielleicht noch andere Menschen, die auf Blutdrucktabletten verzichten wollen.
1. Hardware
Allem voran ist schnelle Hardware die Grundlage für schnelle Software. Bevor wir uns also an die Konfiguration und Optimierung deiner Bildbearbeitungssoftware machen, müssen wir erst einmal die Weichen für eine bessere Performance stellen. Los geht's:
1.1 SSD Festplatte
Wenn dein Mainboard zusätzlich über einen PCIe-Slot verfügt, kannst du damit extrem schnelle Lese- und Schreibgeschwindigkeiten, sowie geringste Zugriffszeiten realisieren. Der Nachteil sind die im Vergleich deutlich höheren Kosten für gleich große Speicherkapazitäten. Es empfiehlt sich daher, den Katalog und die (Smart-)Vorschauen auf eine SSD zu packen, die tatsächlichen Daten (im RAW-Format) wiederum auf eine HDD. Außer du ist reich. Dann vergiss, was ich über die Kosten gesagt habe.

1.2 CPU mit mehreren Kernen und 64-Bit
Der CPU (Central Processing Unit) spielt eine wesentliche Rolle in Lightroom: Er rendert die Vorschau-Daten für die Bibliothek, berechnet die Arbeit im Entwickeln-Modul und kümmert sich um den Export der Fotos. Da Lightroom in der Lage ist, mehrere Kerne zu nutzen, zählt hier aber nicht nur die Qualität (Rechenleistung je Kern) sondern auch die Quantität: Je mehr Kerne, desto besser. Es macht also definitiv Sinn, dass du hier verschiedene Hardware-Konfigurationen prüfst und vergleichst. Am Schluss ist es dann einfach auch wieder eine Frage des verfügbaren Budgets.
1.3 GPU Kompatibilität
Achte darauf, dass du eine unterstützte Grafikkarte verwendest. Dies macht sich besonders bei der Arbeit mit einem hochauflösenden Fotos und Displays jenseits der 4K-Auflösung bemerkbar. Adobe hat hier eine Übersicht zu den Mindestanforderungen zusammengefasst, welche an die Grafikkarte gestellt werden.

1.4 RAM Arbeitsspeicher ab 32GB
Die Anforderungen an den Arbeitspeicher (Random Access Memory, kurz RAM) wachsen mit der Auflösung der Fotos (und diese wachsen ja sowieso schon seit Jahren gefühlt ohne Obergrenze, Hardware-Lobby anyone?!). Lightroom läuft zwar mit 8 GB Arbeitsspeicher auch irgendwie, aber beim Zusammenfügen von Bildern zu HDR-Aufnahmen (High Dynamic Range) oder umfangreichen Panoramen mit über 100 Megapixel ist das bisschen RAM relativ schnell erschöpft. Hier empfehle ich ganz klar ein Minimum von 32 GB, wenn nicht sogar 64 GB, wenn du in den nächsten zehn Jahren deine Ruhe haben willst. Alles darunter wird (eher) früher oder (als) später zu steigender Wartezeit und damit zu steigendem Blutdruck führen. Wollen wir also nicht.
1.5 Nur mit einem Monitor arbeiten
Die zweite Anzeige nutze ich als Sortiervorschau, wenn ich im Studio gemeinsam mit dem Kunden schnell eine Vorauswahl im "Tethered-Mode" treffen möchte oder ich verwende sie für inspirierende Unterhaltung (mal eben ne Staffel "The Witcher" und ich bin mit einer kompletten Hochzeitsdokumentation durch). Das zieht zwar auch ein bisschen CPU-Power, aber kann ich verschmerzen und im schlimmsten Fall auch ausschalten, wenn's spürbar stockt (oder der Abspann des Staffelfinales läuft).

2. Software
Die Hardware sitzt? Dann können wir ja mit Lightroom direkt weitermachen, oder? Ganz so einfach ist die Sache dann auch wieder nicht, denn zwischen und neben unserer Hardware und der Bildbearbeitungssoftware von Adobe liegen noch ein paar Stolpersteine: Das Betriebssystem und weitere Software. Die nehmen wir im zweiten Kapitel genauer unter die Lupe.
2.1 Mindestens 20% freier Speicherplatz
Damit sich Lightroom (LR) während der Arbeit ausbreiten kann (zum Schreiben des Cache und temporären Arbeitsdateien), braucht es ausreichend Patz. Die Festplatte, auf der sich Lightroom, der Katalog, die Vorschauen und Bilder sowie das Betriebssystem befinden, sollte genug freie Speicherkapazitäten zur Verfügung haben. Der Treshold hierfür sollte bei 20% liegen - bei weniger verfügbarem Speicherplatz wird's Zeit für eine neue Festplatte, zum Auslagern der abgeschlossenen Projekte oder zur Deinstallation von obsoleter Software.
2.2 Aktualisierung der Software
Achte darauf, regelmäßig die aktuellsten Updates zu installieren. Dies gilt nicht nur für Lightroom und das Betriebssystem sondern auch die (Grafikkarten-)Treiber, die Antivirus-Software und sämtlichen Lightroom Plugins, mit denen du regelmäßig arbeitest. Zwar muss das nicht immer am Release-Day passieren (oft macht es Sinn, eben nicht der erste zu sein, der ein potentiell fehlerhaftes Update installiert), aber man sollte die Aktualisierungen auch nicht aus den Augen verlieren, da diese in der Regel zu Performance-Verbesserungen führen.
2.3 Nicht benötigte Programme und Prozesse schließen
Naja, jedenfalls sollten wir darauf achten, geöffnete Programme zu schließen, um Arbeitsspeicher (RAM) und Rechenpower (CPU) für Lightroom freizugeben. Zu den ganz schlimmen Übeltätern gehören dabei vermeintlich harmlose Programme wie Browser (Google Chrome hat hier einen ziemlich bösen Ruf und wird diesem auch bei einem Speicherhunger von mehreren Gigabyte gerecht - why?!). Behalte den Task Manager also im Auge.

2.3.1 Versteckte Prozesse
Aber Vorsicht: Dieser Tipp richtet sich an fortgeschrittene Nutzer, die sich mit ihrem Betriebssystem auskennen. Im schlimmsten Fall kann das wilde Experimentieren mit einem System-Crash oder einem vollständigen Freeze enden - Schonung des Blutdrucks geht anders.

2.3.2 Startprogramme
Im Laufe eines Computer-Lebens häufen sich im Autostart des Betriebssystems jede Menge Programme an, die automatisch beim Hochfahren starten. Das ist dann der Supergau für Kontrollfreaks wie mich. Es verselbstständigen sich nicht nur die Startup-Prozesse, sondern auch die Performance des laufenden Systems .Hier solltest du unbedingt von Zeit zu Zeit prüfen, welche Programme gewollt oder ungewollt beim Booten gestartet werden und welche du deaktivieren kannst. Wie das geht? Let me google that for you.
2.4 Deaktivieren des Antivirus-Echtzeit-Scan
Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass Avira, McAffee oder Kaspersky eine absolute Performance-Katastrophe der Kategorie "Nimmersatt" sind - sozusagen die Dopefische3 unter den Virenscannern. Stattdessen verlasse ich mich auf den Windows Defender. Arbeitet ordentlich, unauffällig und stört meinen Workflow in Lightroom nicht. Falls du trotzdem nicht auf einen der Platzhirsche verzichten möchtest, kannst du zumindest Lightroom und oder den Katalog inklusive aller verknüpften Daten vom Scan ausschließen.

2.5 Prozess-Priorisierung
Normalerweise verteilt das System die Rechenzeit intelligent an alle laufenden Prozesse, weshalb ein Eingriff nicht zwangsläufig nötig ist. Bei der Ausführung mehrerer rechenintensiven Prozesse kann es jedoch sein, dass die gesamte Rechenleistung überbucht ist und für Lightroom nicht mehr genug Power zur Verfügung steht. Mit der Priorisierung kann man dann noch das sogenannte Muggaseggele4 bei der Lightroom-Performance herausholen.

2.6. Datenträgerbereinigung
Windows ist ein ziemlicher Messi (nicht der Fußballer). Das Betriebssystem sammelt unnötig viele temporäre Daten, die so temporär eben nicht sind, sondern längerfristig auf der Festplatte behalten werden und über die Zeit mehr und mehr Speicherplatz verschlingen (darunter Übermittlungsoptimierungsprotokolle, temporäre Internetdateien, Miniaturansichten und Fehlerberichte). Warum also behalten, wenn du nicht weißt, wofür? Also weg damit, bevor das zu echten Problemen führt (siehe auch 2.1). Über die Windows Funktion der Datenträgerbereinigung kannst du die Entrümpelung problemlos durchführen.
2.7 Defragmentieren der HDD-Festplatten
Bei der Defragmentierung werden diese Einzelstücke auf der ganzen Festplatte wieder umsortiert und aneinander gereiht. Das beschleunigt die Ladezeiten, hat aber eine kleine aber feine Einschränkung: Der Vorgang macht nur bei konventionellen Festplatten (HDD) Sinn, auf denen beispielsweise deine RAW-Daten liegen. Bei SSD-Festplatten wird von der Defragmentierung abgeraten. Zum einen verkürzt sich die Lebensdauer durch die zusätzlichen Schreibzyklen, zum anderen ergibt sich durch die Bauweise des Solid-State-Speichers kaum einen effektiv messbaren Geschwindigkeitsboost. It's not worth it.

2.8 Neustart des Betriebsystems
Mag zwar trivial klingen, macht aber durchaus Sinn, wenn du dein Betriebssystem in der Regel nur "schlafen" legst. Im Hibernate-Mode fährt das System nicht runter, weshalb temporäre Cache-Dateien des Betriebssystem immer wieder recycelt und nicht neu aufgebaut werden. Wenn du also das Maximum an Performance aus deinem Lightroom holen willst, dann denk auch über einen Reboot des Systems nach.
2.9 Bildschirmauflösung reduzieren
Je mehr Pixel Lightroom darstellen muss, desto mehr hat der Prozessor und die Grafikkarte zu tun. Hohe Bildschirmauflösungen führen also auch zu einer schlechteren Performance. Jetzt macht es natürlich keinen Sinn, mit einer Auflösung von 1024 x 786 Pixeln zu arbeiten und sich darüber zu freuen, dass der Rechner geringste Latenzen hat, auf der anderen Seite aber anhand von 3 Pixeln erahnen muss, ob es sich um Braut, Bräutigam oder Taube handelt. Der Tipp gilt also nur für Ausnahmesituationen, in denen ich keine anderen Mittel mehr habe, um die Performance zu verbessern und trotzdem ein Foto bearbeiten können muss. Der Bottleneck ist wirklich nicht die Auflösung. Davor empfehle ich, sich vielleicht doch mal von Windows 95 und dem Pentium II zu trennen und neuere Hardware anzuschaffen.
3. Lightroom Einstellungen
Nachdem wir nun unsere Hardware aufgerüstet und alle potentiellen Störfaktoren im und um das Betriebssystem ausgemerzt haben, können wir uns (endlich) Adobe Lightroom widmen. Soviel Wartezeit kennt man eigentlich nur vom Entwickeln-Modul...
3.1 Katalog, Vorschauen, Camera RAW Cache auf SSD
Sämtliche Daten auf einer superschnellen SSD wäre natürlich ein Traum. Kostet aber unfassbar viel Asche und ist auch nicht zwangsläufig nötig. Wer nämlich trotzdem in den Genuss eines schnelleren Workflows kommen möchte, kann auch den hybriden Weg gehen: Verschiebe deinen Lightroom Katalog und die Vorschaubilder sowie das Camera RAW Cache auf die schnelle SSD-Platte, die Original-Daten (Camera RAWs) bleiben auf der HDD.
3.1.1 Daten verschieben - wie geht das?
Der Katalog (.lrcat) und die Vorschauen (.lrdata) liegen in der Regel im selben Ordner und können am schnellsten gefunden werden, wenn du Lightroom mit gedrückter Alt-Taste startest. Das Verschieben erfolgt dann ganz einfach per Cut and Paste, danach den Katalog doppelklicken und Lightroom kennt den neuen Speicherort in Zukunft - it's easy as that.
Hinweis: Ich empfehle dir einen Workflow, bei dem nach Beendigung des jeweiligen Projektes die Bilder auf eine HDD ausgelagert werden. Dann sollte es für die meisten Fotografen machbar sein, die aktuell zu bearbeitenden Dateien auf der SSD zu halten. Außerdem motiviert diese Vorgehensweise zusätzlich zum schnelleren Erledigen und man behält einen guten Überblick über seine "To-Do"-Liste. Wenn du trotzdem keinen Platz auf der SSD-Platte hast, dann kannst du deine Bilder direkt auf die HDD importieren. Der Katalog und die Vorschauen sollen sich aber auf alle Fälle auf der SSD befinden.
Den Speicherort für das Camera RAW Cache legt man in Lightroom fest: Drücke Strg + W und öffne die Registerkarte „Leistung“. Unter den „Camera Raw-Cache-Einstellungen“ auf „Wählen“ klicken und zu dem gewünschten Speicherort navigieren.
Die originalen RAW-Daten verschiebst du am besten innerhalb von Lightroom, damit die Software den neuen Speicherort sofort anpasst. Gehe dazu in die Bibliothek, klicke im linken Bedienfeld rechts neben „Ordner“ auf das Plus und dann auf „Ordner hinzufügen“. Ziehe anschließend in Lightroom den Ordner mit deinen Bildern in den neu erstellten Ordner.
3.2 Katalog optimieren
Im Laufe der Zeit wird der Lightroom Katalog bei intensiver Nutzung fragmentiert (was das bedeutet, kennen wir ja schon von 2.7). Beim Optimieren des Katalogs wird die Datenbank geordnet und bereinigt. Damit erhöht sich dann auch die Geschwindigkeit im Bibliothek- und Entwickeln-Modul, die Katalogoptimierung solltest du also regelmäßig machen. Besonders lohnt sich das nach größeren Verschiebungen oder dem Import von Datensätzen mit vielen Bildern. Oder wenn man das Gefühl hat, es ist mal wieder an der Zeit, auf Datei und auf Katalog optimieren... zu klicken. Ein Traum für jeden mit einem eigenen inneren Monk.
3.3 Standardvorschaugröße einstellen
Die Standardvorschauen zu erstellen, kann eine ganze Weile dauern, das ist klar. Dennoch ist es wichtig, nicht die kleinste Größe einzustellen, sondern in der Regel die Zahl zu nehmen, die der längsten Kante der Bildschirmauflösung am nächsten kommt. Bei einer Monitorauflösung von beispielsweise 1920 x 1080 Pixeln wählt man also die 2048 Pixel für die Standardvorschaugröße oder lässt Lightroom entscheiden und stellt auf "Automatisch", das funktioniert zuverlässig.
Hinweis: Wenn du mit dem selben Katalog und Bildern an verschiedenen Rechnern bzw. Monitoren arbeitest, solltest du dich am Monitor mit der höchsten Auflösung orientieren, damit die Vorschauen nicht nachträglich während der Arbeit gerendert werden und das System ausbremsen. Beispiel gefällig? Unterwegs wird an einem HP EliteBook mit mit langer Kante 2560 Pixeln gearbeitet und im Büro wird der Katalog an einem 4K Monitor mit 3840 Pixeln bearbeitet. Die Standardvorschaugröße sollte also mindestens 3840 Pixel betragen.
3.3.1 Größe der Standardvorschau relevant wenn 1:1 Vorschauen gerendert werden?
Häufig bin ich auf die Frage gestoßen, ob Standardvorschauen nicht obsolet sind, wenn sowieso 1:1 Vorschauen gerendert werden. Die Antwort hierzu lautet klar: nein. Die Standardvorschauen werden von Lightroom in einigen Anwendungsbereichen trotzdem benötigt und genutzt, beispielsweise in der Lupenansicht und daher automatisch mit den 1:1-Vorschauen mitgerendert. Die 1:1-Vorschauen dagegen kommen nur im Bibliothek- und Entwickeln-Modul zum Einsatz, wenn du auf 100% oder mehr zoomst.
3.3.2 Platz und Zeit sparen
Schau dir die nächst kleinere Standardvorschaugröße in den Katalogeinstellungen an. Anhand unseres vorherigen Rechenbeispiels mit 1920 x 1080 Pixel, läge diese bei 1680 Pixeln. Stelle diese als Standardvorschaugröße ein und skaliere die Bedienfelder von Lightroom (unten, oben, links und rechts) so, dass der Vorschaubereich nicht größer als 1680 Pixel wird. Das spart Festplattenspeicher und Importzeit. Du alter Pixelfuchser.

3.4 Vorschauqualität der Standardvorschauen
Natürlich werden die Standardvorschauen am schnellsten generiert und geladen, wenn wir deren Qualität auf "niedrig" setzen. Das beschleunigt zwar diesen Teil unseres Workflows, erschwert aber im Nachgang die Beurteilung in der Bibliothek massiv. Ist das Bild jetzt unscharf oder einfach nur zu hart komprimiert? Also wieder nichts gewonnen. In den Katalogeinstellungen unter dem Reiter Dateihandhabung würde ich deshalb empfehlen, die Vorschauqualität mindestens bei "Mittel" zu setzen, vielleicht sogar auf "Hoch", wenn du genügend Zeit und Performance übrig hast. Nichts ist frustrierender (und blutdrucktreibender) als die Ungewissheit über die Qualität des Originalfotos.
3.5 Camera RAW Cache Größe
Dennoch schadet es nicht, die Cache sicherheitshalber zu erhöhen, aber auf welchen Wert? Die Werkseinstellung von Lightroom liegt bei 5 GB und eine eindeutige Antwort auf die Frage gibt es nicht wirklich. Ich selber arbeite mit einem Cache von 32 GB, da ich ohne Smart-Vorschau arbeite und an manchen Projekten eine gute Portion Fotos bearbeite. Wenn ich also den Speicherplatz zur Verfügung habe und schnell mit vielen Bildern arbeiten möchte, dann kann das nicht schaden. Das verantwortliche Setting findest Du unter den Voreinstellungen und dem Leistungs-Reiter.

3.6 Automatisches speichern in XMP deaktivieren
Standardmäßig ist diese katalog-spezifische Einstellung von Lightroom deaktiviert (zu finden unter dem Reiter Metadaten bei Änderungen automatisch in XMP speichern). Diese Funktion zu aktivieren, kann die Performance negativ beeinflussen, besonders dann, wenn die XMP-Daten auf einer langsamen Festplatte gespeichert werden. Diese liegen übrigens im Ordner der zugehörigen RAW-Originale.
3.6.1 XMP, was ist das?
Lightroom schreibt Metadaten wie Keywords, Bewertungen, verwendetes Equipment und sonstige EXIF-Informationen in den Katalog als XMP (Extensible Metadata Platform). Wenn man diese Metadaten für andere Programme wie Adobe Bridge oder Camera Raw zugänglich machen möchte, müssen sie in einer separaten Datei im XMP-Format gespeichert werden. Ob diese Funktion nötig ist, kannst du selber am besten beurteilen und bei Bedarf einschalten - oder ausschalten.
3.6.2 XMP als Backup nutzen?
Manche Benutzer verwenden XMP-Dateien auch als Backup der Bildeinstellungen. Ein solches Backup ist jedoch unvollständig, da nach momentanem Stand Informationen wie virtuelle Kopien, Zugehörigkeit zu Sammlungen, Protokoll der Entwicklungsschritte und andere native Lightroom-Metadaten nicht in der XMP gespeichert werden. Außerdem lässt sich durch eine Sicherung des Kataloges sehr einfach ein vollständiges Backup erstellen. Für diesen Zweck hat die XMP also keinen Mehrwert.
3.6.3 XMP nachträglich erstellen?
Solltest du früher oder später doch entscheiden, XMP-Dateien zu generieren und zu nutzen, können diese auch noch nachträglich erstellt werden. Hierzu müssen die entsprechenden Bilder in der Bibliothek ausgewählt werden, dann können über den Menüpunkt Metadaten > Metadaten in Datei speichern die Daten entsprechend geschrieben werden. Übrigens: Bei der Umwandlung von RAW- in DNG-Dateien werden die XMP-Metadaten direkt in die Datei gespeichert, es wird keine zusätzliche XMP erzeugt.
3.7 Prozesse im Hintergrund stoppen/pausieren
So praktisch die Gesichtserkennung, die Synchronisierung mit Lightroom Mobile oder das umgekehrte Geotagging auch sein mag: Während der aktiven Arbeit mit Lightroom gehören diese Funktionen deaktiviert oder pausiert, denn speziell die ersten beiden verbrauchen eine Menge Ressourcen. Für die Gesichtserkennung gibt es in den Katalogeinstellungen unter der Registerkarte „Metadaten“ die Checkbox „Auf allen Fotos automatisch Gesichter erkennen“, deren Deaktivierung ich auf's Wärmste empfehle.
4 Workflow
"Punkt 4? Why? Ich dachte, wir haben's nach 3 Punkten geschafft!?" Ja, die Hardware und Software haben wir soweit abgedeckt. Aber auch im Bereich der eigentlichen Arbeitsablaufs - des sogenannten Workflows - gibt es vielleicht für dich vielleicht Potential, wenn es um die Optimierung selbigens geht. Längerfristig führen diese optimierten Prozesse zu weniger Wartezeiten und zu mehr effektiver Arbeit, und das motiviert! Am Ende ist es so wie mit jeder teuren Technik: Der schnellste Rechner und das perfekt konfigurierte System bringen nichts, wenn man die Arbeit mit dem Programm nicht beherrscht.
4.1 Rendern von Smart-Vorschauen
Smart-Vorschauen sind eine Art Mini RAW- bzw. DNG-Datei, die durch ihre deutlich geringere Größe (2560 Pixel der langen Kante) schneller durch Lightroom verarbeitet werden können. Durch die Arbeit mit Smart-Vorschauen erlebt man im Entwickeln-Modul die maßgeblich stärkste Performance-Verbesserung. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, mit diesen Vorschau-Daten zu arbeiten, selbst wenn Lightroom aktuell keinen Zugriff auf die Original-RAWs hat (so könnte man beispielsweise Smart-Vorschauen auf ein Notebook ziehen, wenn man seinen geliebten Job auch im Urlaub machen will, ohne den ganzen Server einzupacken).
Über das Bibliothek-Modul erstellst du unter Bibliothek > Vorschauen > Smart-Vorschauen. Diese kannst du jederzeit verwerfen bzw. automatisiert löschen lassen, um Speicherplatz freizugeben, es gibt also keinen Grund, sich Sorgen um den 20% Treshold zu machen.
4.2 1:1-Vorschauen rendern
Die sogenannten 1:1-Vorschauen spielen einzig und allein im Bibliothek-Modul eine Rolle: Sie ermöglichen den Zoom ins Foto ohne Wartezeit, da Lightroom bzw. das Camera Raw Modul eine 100%-Ansicht gerendert hat. Dies hilft vor allem bei der Beurteilung der Bildschärfe, so kann man die Fotos erst sortieren und in der 1:1-Vergrößerung prüfen, ob der Fokus "on-point" war, bevor man in die Bearbeitung im Entwickeln-Modus geht (mehr hierzu unter 4.5).
4.3 Entwicklungseinstellungen bzw. Presets beim Import anwenden
Bei diesem Punkt scheiden sich die Geister - ein richtig oder falsch gibt es meiner Meinung nach nicht, es ist viel mehr eine Frage des Shootingtyps und des eigenen Workflows.
Wenn ich Bilder eines Shootings bearbeite, bei dem ich schon ganz genau weiß, wohin die Reise geht (zum Beispiel bei Business-Portraits in meinem Studio), dann wende ich direkt eine bestimmte Vorgabe an Entwicklungseinstellungen (Preset) an, konvertiere die Daten in DNG (für kleinere Rohdaten) und erstelle Vorschauen nach Bedarf. Während das läuft, mach ich mir ne Tasse Kaffee. So kann ich im Anschluss relativ schnell die Bilder sortieren, markieren und feinabstimmen.
Bei Shootings "on-location" wie Hochzeiten, Image- oder Outdoorshoots führe ich den Import ohne Entwicklungseinstellungen oder Konvertierung durch, da ich erstmal sichten und sortieren möchte, bevor ich mir dann überlege, welchen Bildstil ich den Fotos geben möchte. Vorschauen wiederum dürfen dann schon sein, aber das dauert nicht ganz so lange.
Was du aber in jedem Fall beim Import anwenden kannst, sind Metadaten bzw. globale Stichwörter (passend für alle Bilder), da sie kaum Zeit kosten und auch den Import nicht spürbar verlangsamen.
4.4 Tastaturkürzel bzw. Shortcuts verwenden
Fang also klein an und nimm dir doch vor, bei der nächsten Bearbeitung eines Shootings in Lightroom zwei bis drei Tätigkeiten nicht über die Maus und die Menüs zu finden und einzusetzen, sondern über die Tastaturbefehle. Hier kannst du im Adobe-Artikel suchen, im Programm einfach mal sehen, welche Tastenkombination im Menü beim benötigten Menüpunkt steht oder klickst einfach auf das Thumbnail neben dem Text und druckst dir das Dokument aus.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber was du jetzt an Zeit investierst, armortisiert sich in Zukunft sehr schnell.
Hinweis: Lightroom bietet auch die Möglichkeit an, eine Übersicht aller Tastaturkürzel des jeweils aktiven Moduls einzublenden. Es ist also nicht notwendig, online oder im Programm lange zu suchen, stattdessen können die Shortcuts mit dem Shortcut (sehr witzig) "[STRG] + [<]" angezeigt werden... "Shortcut mit dem Shortcut"... ich bin manchmal echt witzig.
4.5. Erst sortieren, dann bearbeiten
Bilder zu bearbeiten, die man später aussortiert - das macht wenig Sinn. Man könnte auch sagen "Perlen vor die Säue werfen5". Zwar ist das eine triviale Anregung, aber wie oft handelt man entgegen jeder Logik? Nutze das Bibliotheks-Modul und sortiere radikal aus, was definitiv nicht zur Freigabe gedacht ist (d.h. technisch unbrauchbare Aufnahmen, durch Über-/Unterbelichtung, Unschärfe). Am Ende der Hochzeitsdokumentation oder des Imageshootings mit Tagessatz, macht es definitiv einen Unterschied, ob ich 2.000 oder 200 Fotos bearbeite.
4.5.1 Doch erst bearbeiten, dann sortieren?
Wenn du jetzt alle Bilder importierst, dabei 1:1-Vorschauen erstellst, in DNG konvertierst und dann auch noch sortierst, wirst du vor morgen keinen Preview durchschicken können. In so einem Fall importiere ich die Bilder nur rudimentär (reiner Import ohne Vorschau oder Konvertierung), überfliege die Ergebnisse in der Bibliothek und picke mir zwei bis drei Favoriten raus, die ich im Entwickeln-Modul dann so bearbeite, wie ich mir das beim Shooting vorgestellt habe (ist übrigens auch eine ganz elegante Technik, um sicherzustellen, dass die Idee nicht verloren geht, falls ich zur Bearbeitung doch erst zwei bis drei Wochen später komme). Diese kleine Auswahl schicke ich dann an meinen Kunden - hinterlässt ein super Gefühl auf beiden Seiten.

4.6 Reihenfolge der Bildbearbeitung
Die Bildbearbeitung in Lightroom ist ein non-destruktiver Prozess, das heißt die Originaldateien werden zu keinem Zeitpunkt modifiziert und sämtliche Einstellungsregler können zu jedem Zeitpunkt angepasst und zurückgestellt werden. Dann ist es doch eigentlich egal, ob ich erst die HUE-Werte verändere, bevor ich die Optik und die Gradation korrigiere? Interessanterweise nicht ganz. Tatsächlich sind manche Settings Resourcen-hungriger als andere und bedingen sich gegenseitig, weshalb folgende Reihenfolge laut gängiger Praxis am "flüssigsten" von statten geht:
- Globale Korrekturren (Grundeinstellungen)
- Bereichsreparatur (Ausbesserung)
- Objektivkorrekturen & Transformationen (Upright-Modus)
- Lokale Korrekturen (Verlaufsfilter, Pinsel, Radialfilter)
- Details (Schärfen, Rauschreduzierung)
- Effekte (Vignettierung, Körnung, Dunst entfernen)
4.7. Protokolle löschen
Das Protokoll von einzelnen Bildern kann mit einem Klick auf das "X" (alle löschen) rechts neben dem Namen „Protokoll“ gelöscht werden. Zum Löschen der Protokolldatei mehrerer Fotos gleichzeitig markiere die Bilder und gehe im Entwickeln-Modul auf Entwickeln > Protokoll löschen… - Missetat begangen.

4.8 Katalog schlank halten
Damit ist nicht die absolute Anzahl an Bildern in deinem Katalog gemeint, sondern vielmehr alles andere, mit dem man im Laufe der Zeit seinen Katalog und sein Lightroom zumüllt (da ist er wieder, der alte Lionel). Vorgaben (Presets), Sammlungen, Veröffentlichungsdienste, Pinseln und Plugins solltest du immer wieder sichten und ausmisten - denn:
4.8.1 Weniger ist mehr
"150 Presets for 25 bucks!" - Ich geb's zu, ich gehöre auch zu den Konsum-Opfern, die sich in den ersten Jahren ihrer fotografischen Laufbahn den großen Durchbruch von Presets versprochen haben. Ich sag's mal so: Das einzige, das durchgebrochen ist, war die Performance meines Lightrooms, und zwar nach unten.
Das Entwickeln-Modul erstellt von jedem Preset nämlich eine Miniatur für das Navigator-Bedienfeld (oben links) zur schnellen Ansicht und das kostet Performance. Ungenutzte Presets schickst du am besten direkt in dein Papierkorb. Bevor ich's vergesse: Du kaufst gefälligst auch keine Presets mehr.
Hinweis: Presets werden online haufenweise angeboten, bringen aber nur in den seltensten Fällen das, was sie versprechen - den Workflow zu beschleunigen. Was ist ein Preset, das auf eine Nikon unter Berücksichtigung der Kamera-Einstellungen des Fotografen erstellt wurde, wenn du eine Canon nutzt und völlig andere Settings an deinem Body nutzt? Hast du schonmal versucht, dir Danni DeVito in der Rolle des Terminators vorzustellen?
4.9 Rohdaten in DNG konvertieren
DNG ist Adobes hauseigene RAW Format, in welches deine Fotos beim Import oder nachträglich im Bibliothek-Modus konvertiert werden können. Die Konvertierung führt zu einer verlustfreien Kompression und kann dadurch von allen Herstellerformaten (RAF, CR2, NEF, ARW etc.) bedenkenlos umgewandelt werden. Die DNG-Dateien sind dann in der Regel deutlich kleiner als die Original RAWs und werden von Lightroom entsprechend schneller verarbeitet. Außerdem benötigen sie weniger Speicherplatz, was bei großen Bibliotheken sicher auch Sinn macht.
Hinweis: DNGs haben nicht nur einen Größenvorteil, sie enthalten auch sämtliche Entwicklungseinstellungen, die in Lightroom angewendet wurden und können verlustfrei und modifizierbar exportiert und auf einem anderen System mit Lightroom mit denselben Einstellungen weiter bearbeitet werden. Sollte also mal der Katalog abschmieren, bleiben die Einstellungen in den DNGs erhalten.
4.9.1 DNG bei Smart-Vorschauen
4.9.2 DNG nicht immer deutlich kleiner als RAW
Auch in Sachen Dateigröße muss man wohl den Einzelfall prüfen. DNG ist laut Adobe in der Regel 20% kleiner als das RAW-Format, in der Praxis trifft das aber nicht auf jedes Herstellerformat im Vergleich zum Adobe-eigenen digitalen Negativ zu. Doch selbst wenn du am Ende des Tages nur 5% an Speicherplatz sparst, wird der Schwabe in uns sagen: "Gschpart isch gschpart" und wir nehmen die freien Bytes dankend an.

4.10 Rechenintensive Prozesse? Lightroom mach mal!
Import, Export, Konvertierung, Rendern - alles Arbeitsschritte, die sehr rechenlastig sind. Während man also 2.500 Fotos importiert, exportiert oder für umfangreiche Shootings Vorschauen generiert, macht es keinen Sinn, parallel das Entwickeln-Modul anzuwerfen und sich über die Latenz zwischen Mausklick und Reaktion zu ärgern. Lieber die Kaffeemaschine anwerfen, unter die Dusche springen oder sich ein gutes Mittagessen gönnen, während Lightroom die Arbeit macht.
4.11 Lightroom neustarten
Was für Betriebssysteme gilt, das gilt auch für Lightroom. Um nach intensiver Arbeit (und großem zugemülltem Cache) der Software eine Frischekur zu gönnen, empfiehlt sich ein Neustart, kombiniert mit einer Optimierung des Katalogs. Natürlich. Wir sind schließlich Monks.
Dein Lightroom schnurrt wieder wie ein Kätzchen6? Dann los, ab an die Arbeit!
1ja, der deutsche Rechenmeister hieß tatsächlich Adam Ries, nicht "Riese", wie oftmals fälschlicherweise zitiert.
2den Windows Task Manager kann man über den sogenannten Affengriff [STRG] + [ALT] + [ENTF] relativ schnell erreichen.
3scannen, scannen, hungrig. Scannen, scannen, hungrig.
4kleinste, schwäbische Einheit; Geschlechtsorgan der männlichen Usca domestica, lat. für Stubenfliege
5umgangssprachlich: demjenigen etwas (Gutes, Edles, Schönes) bieten, der dies nicht zu schätzen weiß
6das Katzenfoto steht in keiner persönlichen Verbindung, hat keine Bewandnis und keinen Mehrwert, abgesehen davon, dass es ein Katzenfoto ist.