Tipps & Tricks

zur Beschleunigung von Lightroom

1. Hardware

Allem voran ist schnelle Hardware die Grundlage für schnelle Software. Bevor wir uns also an die Konfiguration und Optimierung deiner Bildbearbeitungssoftware machen, müssen wir erst einmal die Weichen für eine bessere Performance stellen. Los geht's:

1.1 SSD Festplatte

Eine der größten Performance-Verbesserungen in Lightroom erzielst du durch den Einsatz einer SSD-Festplatte (Solid-State-Disk). Der Vorteil gegenüber herkömmlicher Festplatten (Hard-Disk-Drive) liegt in der Bauweise: HDD-Speicher sind mechanische Medien, bei denen sich ein Lese- und Schreibekopf über mehreren, sich drehenden Magnetscheiben befindet. Die Zugriffszeiten und die Geschwindigkeit sind also hier physikalisch gewissermaßen begrenzt. Bei SSD-Speicher drehen sich keine Magnetscheiben, sondern vielmehr handelt es sich um sogenannte Flash-Speicher (ähnlich USB-Sticks), die rein elektronisch über Speicherzellen gelesen und beschrieben werden - und das geht einfach schneller.

Wenn dein Mainboard zusätzlich über einen PCIe-Slot verfügt, kannst du damit extrem schnelle Lese- und Schreibgeschwindigkeiten, sowie geringste Zugriffszeiten realisieren. Der Nachteil sind die im Vergleich deutlich höheren Kosten für gleich große Speicherkapazitäten. Es empfiehlt sich daher, den Katalog und die (Smart-)Vorschauen auf eine SSD zu packen, die tatsächlichen Daten (im RAW-Format) wiederum auf eine HDD. Außer du ist reich. Dann vergiss, was ich über die Kosten gesagt habe.

Der Geschwindigkeitsboost einer SSD im Vergleich zu einer HDD.

1.2 CPU mit mehreren Kernen und 64-Bit

Der CPU (Central Processing Unit) spielt eine wesentliche Rolle in Lightroom: Er rendert die Vorschau-Daten für die Bibliothek, berechnet die Arbeit im Entwickeln-Modul und kümmert sich um den Export der Fotos. Da Lightroom in der Lage ist, mehrere Kerne zu nutzen, zählt hier aber nicht nur die Qualität (Rechenleistung je Kern) sondern auch die Quantität: Je mehr Kerne, desto besser. Es macht also definitiv Sinn, dass du hier verschiedene Hardware-Konfigurationen prüfst und vergleichst. Am Schluss ist es dann einfach auch wieder eine Frage des verfügbaren Budgets.

2. Software

Die Hardware sitzt? Dann können wir ja mit Lightroom direkt weitermachen, oder? Ganz so einfach ist die Sache dann auch wieder nicht, denn zwischen und neben unserer Hardware und der Bildbearbeitungssoftware von Adobe liegen noch ein paar Stolpersteine: Das Betriebssystem und weitere Software. Die nehmen wir im zweiten Kapitel genauer unter die Lupe.

2.4 Deaktivieren des Antivirus-Echtzeit-Scan

Eine gute Antivirus-Software gehört zu jedem System und ist in der heutigen Zeit der Cyber-Kriminalität unverzichtbar. Wer will schon, dass sein Rechner für einen asiatischen Hacker Mining betreibt? Blöd nur, wenn die Software permanent alle Aktivitäten und Daten in Echtzeit scant.

Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass Avira, McAffee oder Kaspersky eine absolute Performance-Katastrophe der Kategorie "Nimmersatt" sind - sozusagen die Dopefische3 unter den Virenscannern. Stattdessen verlasse ich mich auf den Windows Defender. Arbeitet ordentlich, unauffällig und stört meinen Workflow in Lightroom nicht. Falls du trotzdem nicht auf einen der Platzhirsche verzichten möchtest, kannst du zumindest Lightroom und oder den Katalog inklusive aller verknüpften Daten vom Scan ausschließen.

Wer denkt, das Antvirus-Programm arbeitet im "Hintergrund", der kann sich hier eines besseren belehren lassen.

2.5 Prozess-Priorisierung

Im Windows Betriebssystem hat man die Möglichkeit, einzelnen Programmen eine höhere oder niedrigere Prozesspriorität zuzuordnen und dadurch zu beschleunigen bzw. auszubremsen. Dies ist möglich über den Task-Manager(2) und den Reiter "Details" (Rechtsklick auf die Zeile "Lightroom" > "Priorität festlegen").

Normalerweise verteilt das System die Rechenzeit intelligent an alle laufenden Prozesse, weshalb ein Eingriff nicht zwangsläufig nötig ist. Bei der Ausführung mehrerer rechenintensiven Prozesse kann es jedoch sein, dass die gesamte Rechenleistung überbucht ist und für Lightroom nicht mehr genug Power zur Verfügung steht. Mit der Priorisierung kann man dann noch das sogenannte Muggaseggele(4) bei der Lightroom-Performance herausholen.

Hohe Leistung für hohe Ansprüche.

2.6. Datenträgerbereinigung

Windows ist ein ziemlicher Messi (nicht der Fußballer). Das Betriebssystem sammelt unnötig viele temporäre Daten, die so temporär eben nicht sind, sondern längerfristig auf der Festplatte behalten werden und über die Zeit mehr und mehr Speicherplatz verschlingen (darunter Übermittlungsoptimierungsprotokolle, temporäre Internetdateien, Miniaturansichten und Fehlerberichte). Warum also behalten, wenn du nicht weißt, wofür? Also weg damit, bevor das zu echten Problemen führt (siehe auch 2.1). Über die Windows Funktion der Datenträgerbereinigung kannst du die Entrümpelung problemlos durchführen.

2.7 Defragmentieren der HDD-Festplatten

Beim Defragmentieren werden fragmentierte Daten zusammengefügt. Klingt schlüssig, aber was bedeutet das? Man stelle sich eine Datei wie ein langes Wort vor. Windows versucht in der Regel, diesen Begriff an einem Stück auf die Festplatte zu schreiben, damit man ihn später auch wieder an einem Stück lesen kann. Wenn auf der Festplatte aber nirgendwo genug Platz ist, um das Wort an einem Stück zu schreiben, wird es in mehrere Stücke zerlegt und auf dem zur Verfügung stehenden freien Platz verteilt - im schlimmsten Fall ist jeder Buchstabe woanders gespeichert. Stell dir vor, du müsstest so ein Wort laut vorlesen - das dauert.

Bei der Defragmentierung werden diese Einzelstücke auf der ganzen Festplatte wieder umsortiert und aneinander gereiht. Das beschleunigt die Ladezeiten, hat aber eine kleine aber feine Einschränkung: Der Vorgang macht nur bei konventionellen Festplatten (HDD) Sinn, auf denen beispielsweise deine RAW-Daten liegen. Bei SSD-Festplatten wird von der Defragmentierung abgeraten. Zum einen verkürzt sich die Lebensdauer durch die zusätzlichen Schreibzyklen, zum anderen ergibt sich durch die Bauweise des Solid-State-Speichers kaum einen effektiv messbaren Geschwindigkeitsboost. It's not worth it.

2.8 Neustart des Betriebsystems

Mag zwar trivial klingen, macht aber durchaus Sinn, wenn du dein Betriebssystem in der Regel nur "schlafen" legst. Im Hibernate-Mode fährt das System nicht runter, weshalb temporäre Cache-Dateien des Betriebssystem immer wieder recycelt und nicht neu aufgebaut werden. Wenn du also das Maximum an Performance aus deinem Lightroom holen willst, dann denk auch über einen Reboot des Systems nach.

3. Lightroom Einstellungen

Nachdem wir nun unsere Hardware aufgerüstet und alle potentiellen Störfaktoren im und um das Betriebssystem ausgemerzt haben, können wir uns (endlich) Adobe Lightroom widmen. Soviel Wartezeit kennt man eigentlich nur vom Entwickeln-Modul...

3.1 Katalog, Vorschauen, Camera RAW Cache auf SSD

Sämtliche Daten auf einer superschnellen SSD wäre natürlich ein Traum. Kostet aber unfassbar viel Asche und ist auch nicht zwangsläufig nötig. Wer nämlich trotzdem in den Genuss eines schnelleren Workflows kommen möchte, kann auch den hybriden Weg gehen: Verschiebe deinen Lightroom Katalog und die Vorschaubilder sowie das Camera RAW Cache auf die schnelle SSD-Platte, die Original-Daten (Camera RAWs) bleiben auf der HDD.

3.1.1 Daten verschieben - wie geht das?

Der Katalog (.lrcat) und die Vorschauen (.lrdata) liegen in der Regel im selben Ordner und können am schnellsten gefunden werden, wenn du Lightroom mit gedrückter Alt-Taste startest.

Das Verschieben erfolgt dann ganz einfach per Cut and Paste, danach den Katalog doppelklicken und Lightroom kennt den neuen Speicherort in Zukunft - it's easy as that.

Hinweis: Ich empfehle dir einen Workflow, bei dem nach Beendigung des jeweiligen Projektes die Bilder auf eine HDD ausgelagert werden. Dann sollte es für die meisten Fotografen machbar sein, die aktuell zu bearbeitenden Dateien auf der SSD zu halten. Außerdem motiviert diese Vorgehensweise zusätzlich zum schnelleren Erledigen und man behält einen guten Überblick über seine "To-Do"-Liste. Wenn du trotzdem keinen Platz auf der SSD-Platte hast, dann kannst du deine Bilder direkt auf die HDD importieren. Der Katalog und die Vorschauen sollen sich aber auf alle Fälle auf der SSD befinden.

Den Speicherort für das Camera RAW Cache legt man in Lightroom fest: Drücke Strg + W und öffne die Registerkarte „Leistung“. Unter den „Camera Raw-Cache-Einstellungen“ auf „Wählen“ klicken und zu dem gewünschten Speicherort navigieren. 

Die originalen RAW-Daten verschiebst du am besten innerhalb von Lightroom, damit die Software den neuen Speicherort sofort anpasst. Gehe dazu in die Bibliothek, klicke im linken Bedienfeld rechts neben „Ordner“ auf das Plus und dann auf „Ordner hinzufügen“. Ziehe anschließend in Lightroom den Ordner mit deinen Bildern in den neu erstellten Ordner.

3.2 Katalog optimieren

Im Laufe der Zeit wird der Lightroom Katalog bei intensiver Nutzung fragmentiert (was das bedeutet, kennen wir ja schon von 2.7). Beim Optimieren des Katalogs wird die Datenbank geordnet und bereinigt. Damit erhöht sich dann auch die Geschwindigkeit im Bibliothek- und Entwickeln-Modul, die Katalogoptimierung solltest du also regelmäßig machen. Besonders lohnt sich das nach größeren Verschiebungen oder dem Import von Datensätzen mit vielen Bildern. Oder wenn man das Gefühl hat, es ist mal wieder an der Zeit, auf Datei und auf Katalog optimieren... zu klicken. Ein Traum für jeden mit einem eigenen inneren Monk.

3.4 Vorschauqualität der Standardvorschauen

Natürlich werden die Standardvorschauen am schnellsten generiert und geladen, wenn wir deren Qualität auf "niedrig" setzen. Das beschleunigt zwar diesen Teil unseres Workflows, erschwert aber im Nachgang die Beurteilung in der Bibliothek massiv. Ist das Bild jetzt unscharf oder einfach nur zu hart komprimiert? Also wieder nichts gewonnen. In den Katalogeinstellungen unter dem Reiter Dateihandhabung würde ich deshalb empfehlen, die Vorschauqualität mindestens bei "Mittel" zu setzen, vielleicht sogar auf "Hoch", wenn du genügend Zeit und Performance übrig hast. Nichts ist frustrierender (und blutdrucktreibender) als die Ungewissheit über die Qualität des Originalfotos.

3.5 Camera RAW Cache Größe

Der Camera RAW Cache steht in direkter Verbindung mit der Leistung des Entwickeln-Moduls, da Lightroom Vorschauen der letzten angezeigten oder bearbeiteten RAW-Dateien im Cache speichert. Allerdings ist die Größe der Kamera RAW Cache inzwischen nicht so entscheidend wie in früheren LR-Versionen, da es sich ohnehin empfiehlt, mit Smart-Vorschauen bei der Entwicklung zu arbeiten.

Dennoch schadet es nicht, die Cache sicherheitshalber zu erhöhen, aber auf welchen Wert? Die Werkseinstellung von Lightroom liegt bei 5 GB und eine eindeutige Antwort auf die Frage gibt es nicht wirklich. Ich selber arbeite mit einem Cache von 32 GB, da ich ohne Smart-Vorschau arbeite und an manchen Projekten eine gute Portion Fotos bearbeite. Wenn ich also den Speicherplatz zur Verfügung habe und schnell mit vielen Bildern arbeiten möchte, dann kann das nicht schaden. Das verantwortliche Setting findest Du unter den Voreinstellungen und dem Leistungs-Reiter.

3.6 Automatisches speichern in XMP deaktivieren

Standardmäßig ist diese katalog-spezifische Einstellung von Lightroom deaktiviert (zu finden unter dem Reiter Metadaten bei Änderungen automatisch in XMP speichern). Diese Funktion zu aktivieren, kann die Performance negativ beeinflussen, besonders dann, wenn die XMP-Daten auf einer langsamen Festplatte gespeichert werden. Diese liegen übrigens im Ordner der zugehörigen RAW-Originale.

3.6.1 XMP, was ist das?

Lightroom schreibt Metadaten wie Keywords, Bewertungen, verwendetes Equipment und sonstige EXIF-Informationen in den Katalog als XMP (Extensible Metadata Platform). Wenn man diese Metadaten für andere Programme wie Adobe Bridge oder Camera Raw zugänglich machen möchte, müssen sie in einer separaten Datei im XMP-Format gespeichert werden. Ob diese Funktion nötig ist, kannst du selber am besten beurteilen und bei Bedarf einschalten - oder ausschalten.

3.6.2 XMP als Backup nutzen?

Manche Benutzer verwenden XMP-Dateien auch als Backup der Bildeinstellungen. Ein solches Backup ist jedoch unvollständig, da nach momentanem Stand Informationen wie virtuelle Kopien, Zugehörigkeit zu Sammlungen, Protokoll der Entwicklungsschritte und andere native Lightroom-Metadaten nicht in der XMP gespeichert werden. Außerdem lässt sich durch eine Sicherung des Kataloges sehr einfach ein vollständiges Backup erstellen. Für diesen Zweck hat die XMP also keinen Mehrwert.

3.6.3 XMP nachträglich erstellen?

Solltest du früher oder später doch entscheiden, XMP-Dateien zu generieren und zu nutzen, können diese auch noch nachträglich erstellt werden. Hierzu müssen die entsprechenden Bilder in der Bibliothek ausgewählt werden, dann können über den Menüpunkt Metadaten > Metadaten in Datei speichern die Daten entsprechend geschrieben werden. Übrigens: Bei der Umwandlung von RAW- in DNG-Dateien werden die XMP-Metadaten direkt in die Datei gespeichert, es wird keine zusätzliche XMP erzeugt.

3.7 Prozesse im Hintergrund stoppen/pausieren

So praktisch die Gesichtserkennung, die Synchronisierung mit Lightroom Mobile oder das umgekehrte Geotagging auch sein mag: Während der aktiven Arbeit mit Lightroom gehören diese Funktionen deaktiviert oder pausiert, denn speziell die ersten beiden verbrauchen eine Menge Ressourcen. Für die Gesichtserkennung gibt es in den Katalogeinstellungen unter der Registerkarte „Metadaten“ die Checkbox „Auf allen Fotos automatisch Gesichter erkennen“, deren Deaktivierung ich auf's Wärmste empfehle.

4 Workflow

"Punkt 4? Why? Ich dachte, wir haben's nach 3 Punkten geschafft!?" Ja, die Hardware und Software haben wir soweit abgedeckt. Aber auch im Bereich der eigentlichen Arbeitsablaufs - des sogenannten Workflows - gibt es vielleicht für dich vielleicht Potential, wenn es um die Optimierung selbigens geht. Längerfristig führen diese optimierten Prozesse zu weniger Wartezeiten und zu mehr effektiver Arbeit, und das motiviert! Am Ende ist es so wie mit jeder teuren Technik: Der schnellste Rechner und das perfekt konfigurierte System bringen nichts, wenn man die Arbeit mit dem Programm nicht beherrscht.

4.1 Rendern von Smart-Vorschauen

Smart-Vorschauen sind eine Art Mini RAW- bzw. DNG-Datei, die durch ihre deutlich geringere Größe (2560 Pixel der langen Kante) schneller durch Lightroom verarbeitet werden können. Durch die Arbeit mit Smart-Vorschauen erlebt man im Entwickeln-Modul die maßgeblich stärkste Performance-Verbesserung. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, mit diesen Vorschau-Daten zu arbeiten, selbst wenn Lightroom aktuell keinen Zugriff auf die Original-RAWs hat (so könnte man beispielsweise Smart-Vorschauen auf ein Notebook ziehen, wenn man seinen geliebten Job auch im Urlaub machen will, ohne den ganzen Server einzupacken). 

Über das Bibliothek-Modul erstellst du unter Bibliothek > Vorschauen > Smart-Vorschauen. Diese kannst du jederzeit verwerfen bzw. automatisiert löschen lassen, um Speicherplatz freizugeben, es gibt also keinen Grund, sich Sorgen um den 20% Treshold zu machen.

4.2 1:1-Vorschauen rendern

Die sogenannten 1:1-Vorschauen spielen einzig und allein im Bibliothek-Modul eine Rolle: Sie ermöglichen den Zoom ins Foto ohne Wartezeit, da Lightroom bzw. das Camera Raw Modul eine 100%-Ansicht gerendert hat. Dies hilft vor allem bei der Beurteilung der Bildschärfe, so kann man die Fotos erst sortieren und in der 1:1-Vergrößerung prüfen, ob der Fokus "on-point" war, bevor man in die Bearbeitung im Entwickeln-Modus geht (mehr hierzu unter 4.5).

1.3 GPU Kompatibilität

Wie bei jeder Software sind auch bei Adobe Lightroom Tastaturkürzel (Shortcuts) Gang und Gebe und deshalb gibt es eine Übersicht aller Tastaturbefehle direkt bei Adobe. Grundsätzlich eine schöne Zusammenfassung, aber in der Regel liest man die Seite einmal durch und hat im nächsten Moment schon wieder alles vergessen - Shortcuts leben nicht vom Lernen sondern vom Anwenden, und das wiederum wächst Schritt für Schritt.

Fang also klein an und nimm dir doch vor, bei der nächsten Bearbeitung eines Shootings in Lightroom zwei bis drei Tätigkeiten nicht über die Maus und die Menüs zu finden und einzusetzen, sondern über die Tastaturbefehle. Hier kannst du im Adobe-Artikel suchen, im Programm einfach mal sehen, welche Tastenkombination im Menü beim benötigten Menüpunkt steht oder klickst einfach auf das Thumbnail neben dem Text und druckst dir das Dokument aus.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber was du jetzt an Zeit investierst, armortisiert sich in Zukunft sehr schnell.

Tastaturkürzel sind das Non-plus-ultra, wenns um die Beschleunigung der Handarbeit geht.

Hinweis: Lightroom bietet auch die Möglichkeit an, eine Übersicht aller Tastaturkürzel des jeweils aktiven Moduls einzublenden. Es ist also nicht notwendig, online oder im Programm lange zu suchen, stattdessen können die Shortcuts mit dem Shortcut (sehr witzig) "[STRG] + [<]" angezeigt werden... "Shortcut mit dem Shortcut"... ich bin manchmal echt witzig.

4.5. Erst sortieren, dann bearbeiten

Bilder zu bearbeiten, die man später aussortiert - das macht wenig Sinn. Man könnte auch sagen "Perlen vor die Säue werfen( 5)". Zwar ist das eine triviale Anregung, aber wie oft handelt man entgegen jeder Logik? Nutze das Bibliotheks-Modul und sortiere radikal aus, was definitiv nicht zur Freigabe gedacht ist (d.h. technisch unbrauchbare Aufnahmen, durch Über-/Unterbelichtung, Unschärfe). Am Ende der Hochzeitsdokumentation oder des Imageshootings mit Tagessatz, macht es definitiv einen Unterschied, ob ich 2.000 oder 200 Fotos bearbeite.

4.5.1 Doch erst bearbeiten, dann sortieren?

Nach einem langen Shootingtag kommst du zurück ins Studio oder zu deinem Arbeitsplatz und sicherst die Ausbeute auf dem Server. Da kann es manchmal vorkommen, dass man seinem Kunden oder dem Hochzeitspaar noch am selben Abend einen kleinen Vorgeschmack geben willst.

Wenn du jetzt alle Bilder importierst, dabei 1:1-Vorschauen erstellst, in DNG konvertierst und dann auch noch sortierst, wirst du vor morgen keinen Preview durchschicken können. In so einem Fall importiere ich die Bilder nur rudimentär (reiner Import ohne Vorschau oder Konvertierung), überfliege die Ergebnisse in der Bibliothek und picke mir zwei bis drei Favoriten raus, die ich im Entwickeln-Modul dann so bearbeite, wie ich mir das beim Shooting vorgestellt habe (ist übrigens auch eine ganz elegante Technik, um sicherzustellen, dass die Idee nicht verloren geht, falls ich zur Bearbeitung doch erst zwei bis drei Wochen später komme). Diese kleine Auswahl schicke ich dann an meinen Kunden - hinterlässt ein super Gefühl auf beiden Seiten.

4.6 Reihenfolge der Bildbearbeitung

Die Bildbearbeitung in Lightroom ist ein non-destruktiver Prozess, das heißt die Originaldateien werden zu keinem Zeitpunkt modifiziert und sämtliche Einstellungsregler können zu jedem Zeitpunkt angepasst und zurückgestellt werden.

Dann ist es doch eigentlich egal, ob ich erst die HUE-Werte verändere, bevor ich die Optik und die Gradation korrigiere? Interessanterweise nicht ganz. Tatsächlich sind manche Settings Resourcen-hungriger als andere und bedingen sich gegenseitig, weshalb folgende Reihenfolge laut gängiger Praxis am "flüssigsten" von statten geht:

  1. Globale Korrekturren (Grundeinstellungen)
  2. Bereichsreparatur (Ausbesserung)
  3. Objektivkorrekturen & Transformationen (Upright-Modus)
  4. Lokale Korrekturen (Verlaufsfilter, Pinsel, Radialfilter)
  5. Details (Schärfen, Rauschreduzierung)
  6. Effekte (Vignettierung, Körnung, Dunst entfernen)
4.7. Protokolle löschen

Lightroom legt für jedes Bild ein sogenanntes "Protokoll" an. Das findest du in der linken Seitenleiste innerhalb des Entwickeln-Moduls. Mit der Länge des Protokolls - besonders bei Korrekturen mit Pinseln und Verläufen - wächst der negative Einfluss auf die Performance. Auch die Größe der Katalog-Datei wird davon maßgeblich beeinflusst.

Das Protokoll von einzelnen Bildern kann mit einem Klick auf das "X" (alle löschen) rechts neben dem Namen „Protokoll“ gelöscht werden. Zum Löschen der Protokolldatei mehrerer Fotos gleichzeitig markiere die Bilder und gehe im Entwickeln-Modul auf Entwickeln > Protokoll löschen… - Missetat begangen.

4.8 Katalog schlank halten

"150 Presets for 25 bucks!" - Ich geb's zu, ich gehöre auch zu den Konsum-Opfern, die sich in den ersten Jahren ihrer fotografischen Laufbahn den großen Durchbruch von Presets versprochen haben. Ich sag's mal so: Das einzige, das durchgebrochen ist, war die Performance meines Lightrooms, und zwar nach unten.

Das Entwickeln-Modul erstellt von jedem Preset nämlich eine Miniatur für das Navigator-Bedienfeld (oben links) zur schnellen Ansicht und das kostet Performance. Ungenutzte Presets schickst du am besten direkt in dein Papierkorb. Bevor ich's vergesse: Du kaufst gefälligst auch keine Presets mehr.

Hinweis: Presets werden online haufenweise angeboten, bringen aber nur in den seltensten Fällen das, was sie versprechen - den Workflow zu beschleunigen. Was ist ein Preset, das auf eine Nikon unter Berücksichtigung der Kamera-Einstellungen des Fotografen erstellt wurde, wenn du eine Canon nutzt und völlig andere Settings an deinem Body nutzt? Hast du schonmal versucht, dir Danni DeVito in der Rolle des Terminators vorzustellen?

4.9 Rohdaten in DNG konvertieren

DNG ist Adobes hauseigene RAW Format, in welches deine Fotos beim Import oder nachträglich im Bibliothek-Modus konvertiert werden können. Die Konvertierung führt zu einer verlustfreien Kompression und kann dadurch von allen Herstellerformaten (RAF, CR2, NEF, ARW etc.) bedenkenlos umgewandelt werden.

Die DNG-Dateien sind dann in der Regel deutlich kleiner als die Original RAWs und werden von Lightroom entsprechend schneller verarbeitet. Außerdem benötigen sie weniger Speicherplatz, was bei großen Bibliotheken sicher auch Sinn macht.

Hinweis: DNGs haben nicht nur einen Größenvorteil, sie enthalten auch sämtliche Entwicklungseinstellungen, die in Lightroom angewendet wurden und können verlustfrei und modifizierbar exportiert und auf einem anderen System mit Lightroom mit denselben Einstellungen weiter bearbeitet werden. Sollte also mal der Katalog abschmieren, bleiben die Einstellungen in den DNGs erhalten.

4.9.1 DNG bei Smart-Vorschauen

Seit der Ergänzung von Smart-Vorschauen kann man sich die Frage stellen, ob die Konvertierung in DNG beim Import überhaupt noch Sinn macht. Smart-Vorschauen sind im Grunde DNG-Dateien in geringerer Auflösung und werden dadurch noch schneller verarbeitet als in DNG konvertierten RAW-Dateien. Hier ergibt sich erstmal kein nennenswerter Mehrwert.

4.9.2 DNG nicht immer deutlich kleiner als RAW

Auch in Sachen Dateigröße muss man wohl den Einzelfall prüfen. DNG ist laut Adobe in der Regel 20% kleiner als das RAW-Format, in der Praxis trifft das aber nicht auf jedes Herstellerformat im Vergleich zum Adobe-eigenen digitalen Negativ zu.

Doch selbst wenn du am Ende des Tages nur 5% an Speicherplatz sparst, wird der Schwabe in uns sagen: "Gschpart isch gschpart" und wir nehmen die freien Bytes dankend an.

Außerdem hat das DNG-Format noch ein paar andere Vorteile, wie beispielsweise das Speichern der Metadaten, daher immer ein Muss.

4.10 Rechenintensive Prozesse? Lightroom mach mal!

Import, Export, Konvertierung, Rendern - alles Arbeitsschritte, die sehr rechenlastig sind. Während man also 2.500 Fotos importiert, exportiert oder für umfangreiche Shootings Vorschauen generiert, macht es keinen Sinn, parallel das Entwickeln-Modul anzuwerfen und sich über die Latenz zwischen Mausklick und Reaktion zu ärgern. Lieber die Kaffeemaschine anwerfen, unter die Dusche springen oder sich ein gutes Mittagessen gönnen, während Lightroom die Arbeit macht.

4.11 Lightroom neustarten

Was für Betriebssysteme gilt, das gilt auch für Lightroom. Um nach intensiver Arbeit (und großem zugemülltem Cache) der Software eine Frischekur zu gönnen, empfiehlt sich ein Neustart, kombiniert mit einer Optimierung des Katalogs. Natürlich. Wir sind schließlich Monks.

Dein Lightroom schnurrt wieder wie ein Kätzchen6? Dann los, ab an die Arbeit!

(​)1ja, der deutsche Rechenmeister hieß tatsächlich Adam Ries, nicht "Riese", wie oftmals fälschlicherweise zitiert.
(2)den Windows Task Manager kann man über den sogenannten Affengriff [STRG] + [ALT] + [ENTF] relativ schnell erreichen.
(3)scannen, scannen, hungrig. Scannen, scannen, hungrig.
(4)kleinste, schwäbische Einheit; Geschlechtsorgan der männlichen Usca domestica, lat. für Stubenfliege
5umgangssprachlich: demjenigen etwas (Gutes, Edles, Schönes) bieten, der dies nicht zu schätzen weiß
6das Katzenfoto steht in keiner persönlichen Verbindung, hat keine Bewandnis und keinen Mehrwert, abgesehen davon, dass es ein Katzenfoto ist.